* Achtung Modem‐Nutzer: >200 kB!
** Achtung DSL‐Nutzer: >1 MB!
Alle Dateien, CSS=Standard, keine Silbentrennung
Das Telekommunikationssystem in Paraguay ist – gelinde gesagt – verbesserungswürdig. Einen Telefon‐Festnetzanschluß um das Jahr 2000 zu erhalten, war ein gewaltiger monetärer und administrativer Kraftakt und mit einer achtmonatigen Wartezeit verbunden. Man kam sich vor wie in der damaligen UdSSR. Die Sprachqualität war schlicht erbärmlich und wegen der massiven Überlastung der vorhandenen Leitungen quatschte immer wieder irgend jemand herein. 2011 hat die ehemalige staatliche Telefongesellschaft ANTELCO, die seit Dezember 2001 privatisiert ist und sich COPACO nennt, das Netz immerhin soweit ausgebaut, daß man nur noch mit einem Knistern in der Leitung leben muß. Dieses ist immer noch so stark, daß es keine stabile Verbindung ins Datennetz gibt. Die Leitungen sind noch immer alle oberirdisch verlegt.
Alternativ kann man einen der privaten Mobilfunkanbieter nutzen. Überhaupt ist die Nutzung des Mobilfunks in Amerika wesentlich weiter verbreitet als in Europa. Hierüber gibt es auch einen Zugriff aufs Datennetz zum grob doppelten Preis des Festnetzes, doch selbst damit ist die Gefahr von Verbindungsabbrüchen nicht beseitigt. Dies schlägt sich speziell in der FTP‐Übertragung großer Dateien (≥1 MB) nieder. Dateiaustausch kann man also sofort vergessen, wenn man nicht P2P‐Programme wie eMule oder BitTorrent in Verbindung mit einer Mobiltelefoneinwahl ins Netz benutzt. Selbst dies funktioniert nur, wenn man die Ports 21, 25 oder 80 benutzt – allesamt u. U. bereits von anderen Diensten genutzt, womit dann weitere Probleme vorherbestimmt sind.
Aus unserem Hotel heraus, das einen Festnetzanschluß ans Datennetz hatte, war es mir nur selten möglich, eine 600 kB große Datei per FTP auf meinen Server zu übertragen. Die Verbindung war so schlecht, daß es andauernd Verbindungsabbrüche oder Zeitüberschreitungen gab. Nach einigen Versuchen, die Datei zu übertragen, hat dann der Server auch keine weiteren Verbindungen akzeptiert und erstmal eine Denkpause von einer Stunde eingelegt. Daß dies nicht gerade anwenderfreundlich ist, kann man sich denken. Auch ist dies einer der Gründe, warum es so wenige professionelle Netzpräsenzen in Paraguay gibt. Dies ist die Situation in Asunción. Für die auf dem Land (Independencia) lese man beispielsweise diesen Beitrag eines Netzanbieter‐Profis.
Soweit mir bekannt, läuft der gesamte Netzverkehr über einen Proxy in den VSA. Wundert uns da die Nichterreichbarkeit, die Unzuverlässigkeit und Instabilität der Verbindungen? Dies gilt zumindest für solche über das Festnetz. Wie es mit der Mobilfunkeinwahl aussieht, weiß ich nicht; es ist aber zu vermuten, auch diese Verbindungen laufen über denselben Verteiler in Paraguay und damit über den Proxy in den VSA. Proxys sind großer Mist! Sie blockieren für gewöhnlich einen Großteil der Ports, bremsen die Datentransferrate bis in Zeitüberschreitungen und lassen Datenpakete ausfallen. Außerdem bilden sie ein Nadelöhr, durch das sich der gesamte Verkehr zwängen muß und sind obendrein die mit Abstand einfachste Methode, Pakete zu filtern – vulgo: Zensur.
Ach ja, die Informatik: Wer kann, soll sich eine Tastatur mit z. B. deutscher Belegung mitbringen. In Paraguay kaufen kann man sie nämlich nicht! Dabei muß man natürlich darauf achten, eine mit dem richtigen Anschluß zu besorgen. USB ist normalerweise immer die richtige Wahl.
Für den Datenaustausch ist auch ein USB‐Stick (Speicherzäpfchen) gut geeignet. Da hierzulande weder die Kunden noch die Verkäufer irgend eine Ahnung von Technik haben und deshalb nur auf den Preis schauen, gibt es nur chinesische Billigkopien von meistenteils Kingston zum Originalpreis zu kaufen. Übrigens kann hier niemand etwas mit USB‐Stick anfangen; die Speicherzäpfchen heißen hier Pendrive. Da das Englisch ist und das kaum jemand richtig ausspricht, hört man immer nur etwas wie benri. Bis ich herausfand, was die Verkäufer damit meinten, hat es ganz schön gedauert.
Nach tagelanger Recherche im Mercado 4 und der Innenstadt Asuncións entschied ich mich für einen 16 GB‐Typ, angeblich von Kingston (DataTraveler 100 G2). Die Geschwindigkeiten wurden mit 10 und 5 MB/s auf der Verpackung angegeben, bei allen anderen Modellen gab es gar keine Angabe dazu! Schnellere Typen gibt es jedenfalls nicht! Offensichtlich hat vor mir auch noch niemals jemand nach der Geschwindigkeit gefragt. Welcher Verkäufer schonmal verstand, was ich mit velocidad meinte, antwortete mit USB 2.0. Den ausgesuchten Typ habe ich im Laden auch fast komplett mit Videos von meinem Klapprechner aus beschrieben, weil dieser China‐Schrott manchmal nur einen 1 GB‐Speicher im Gehäuse hat. Er funktionierte vollständig mit etwa 15 und 11 MB/s. Der Preis lag im April 2011 bei ca. 130.000 Gs., was fast 24,– € sind und damit teurer ist als in Deutschland für ein Original (Reichelt: 18,95 €)!
Nochmal kurz zurück auf das Datennetz: Darf man vom nicht gerade technikverwöhnten Paraguay auch auf dem Land ADSL 2000 erwarten und in Städten wie Asunción und Villarrica ADSL 6000 oder für Firmen mit Server SDSL 3000? Ich finde: Ja! In Deutschland ist die Infrastruktur bereits verbuddelt. In Paraguay, wo sie großflächig erst noch installiert werden muß, kann man doch gleich ordentlich dimensionieren – es kostet fast dasselbe.
Wenn man schon so denkt, darf man doch gleich mit Glasfaser in jedes Dorf und jede Stadt ziehen und dann mit S/FTP‐Kabel von gutem Querschnitt in jedes Haus. Damit schafft man doch locker diese Anforderungen. Ach, und bitte: Kein Normenwirrwarr! ADSL2+ Annex M ist möglicherweise nicht der Weisheit letzter Schluß, aber ein gangbarer Weg. Deutschland nutzt Annex B, was dessen „kleiner Bruder“ ist. Großbritannien, Schweden, Dänemark und Australien z. B. machen es uns vor. Eine bessere Infrastruktur bedeutet einen größeren Erwartungsdruck und damit insgesamt eine Modernisierung des Landes. Das sollte doch allen Verantwortlichen bewußt sein. Warum wird nicht gehandelt?
Im April 2012 sah die Situation in Independencia (Guairá) so aus: Man konnte sich ein UMTS‐Modem mit USB‐Anschluß verschaffen und einen Tarif von Tigo dazukaufen. Ein Tag Netznutzung mit ca. 40 kB/s beim Laden (Sendegeschwindigkeit und Pingzeiten sind leider unbekannt) und max. 1 GB Datenaufkommen kosten 10.000 Gs. (ca. 1,85 €). Ein Zeitmonat mit denselben Geschwindigkeitswerten, aber max. 4 GB Datenvolumen, kostet 130.000 Gs. (ca. 14,85 €). Die Gültigkeit der Einwahl verlischt mit Erreichen der Zeit‐ oder Volumengrenze, je nach dem, was zuerst eintritt. Wer ehrlich rechnen will, muß noch den Kaufkraftunterschied berücksichtigen. Wir setzen etwa Faktor 4 an, sodaß wir bei 60,– € monatlichen Kosten für das Netz landen, deutsches Preisniveau angesetzt. In Deutschland zahlen wir die Hälfte für größere Geschwindigkeiten und ohne Volumenbegrenzung, aber hier gibt es ja auch genügend Konkurrenz, die das Geschäft belebt. Wer sich also mit diesem immerhin schon besseren Angebot von Tigo dauerhaft im Netz tummeln will, sollte zudem über die Nutzung eines Werbeblockers nachdenken, wie ihn Opera und Firefox ohnehin anbieten. Dateiaustausch sollte auf höchstens 700 MB große Filme beschränkt bleiben, sonst endet der Monat schneller, als man denkt! Daß diese nicht unbedingt gute Bildqualität bieten, ist dann auch klar.
In Paraguay fallen Arbeitsplatzrechner regelmäßig aus. Besonders betroffen sind kurioserweise offenbar gerade die Geräte von Deutschen und Deutschstämmigen. Die Gründe sind vielfältig und erstrecken sich über den fortwährend wiederholten Zusammenbruch des Stromnetzes (auch sehr kurz andauernd!), unpassende Steckdosen (s. Artikel Stromversorgung), unsachgemäße Bedienung durch Faulheit, Unkenntnis oder Ignoranz, bis hin zur falschen Wahl und Konfiguration des Betriebssystems. Bei vielen dieser Problemursachen kann ich Abhilfe schaffen!
Einfach immer nur das Betriebssystem neu aufzusetzen, ist nur Herumdoktern an Symptomen, keine Ursachenbeseitigung! So kann man natürlich auch Geld verdienen – auf Kosten des uninformierten Nutzers. Die bei einem solchen Ausfall verlorengegangenen Nutzerdaten bringt diese stümperhafte Methode auch nicht zurück. Somit ist eine professionelle Sicherung seines Systems mindestens eine Überlegung wert.
Die System‐ und Datensicherung sollte keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden. Im feuchtwarmen Klima Paraguays altern DVD‐Rohlinge nunmal wesentlich schneller als in mittleren Breiten. Eine Datensicherung auf DVD+RW ist also nur als besseres Provisorium zu sehen und keinesfalls als Endlösung! Ich schlage deshalb zumindest für die mehrfache Sicherung der Systeme und einmal der Daten eine externe Festplatte vor, die auch wirklich nur zur Sicherung genutzt wird.
Leider tun sich hier wieder große Probleme auf, denn wenn auch nur ein Rechner Windows oder Mac OS nutzt, kann kein ext4‐Dateisystem verwendet werden. Auch auf die Sektorierung und die Partitionierung sollte man achten. Einschlägige Erfahrung mit der zusätzlichen Problematik von Festplatten mit ≥2 TB Größe zeigte ich bereits in Technische Entwicklungen auf.
USVs funktionieren bei vielen Geräten anstandslos. Bei PCs machen sie seltsamerweise dagegen umso mehr Ärger. Grund genug, sich eine wirklich funktionierende grundstücksweite Notstromversorgung zuzulegen, die auch binnen Millisekunden anspringt. Auch Modem, Router, Netzwerkfestplatten, Drucker usw. wollen nahtlos mitversorgt werden. Sie ist also ausreichend zu dimensionieren (s. Empfehlungen).
26.10.2014 Wie vorgestern auf der Netzpräsenz der paraguayischen Telekommunikationbehörde CONATEL (http://www.conatel.gov.py) bekannt wurde, hat man damit begonnen, landesweit frei zugängliche WLAN‐Zugriffspunkte an öffentlichen Plätzen zu errichten. Inzwischen ist man bei 30 von ihnen angekommen. Die veröffentlichte Liste dieser Plätze ist allerdings wenig übersichtlich. Deshalb steuere ich sie nach Departamenten gruppiert und von Norden nach Süden durchgehend bei:
Alto Paraguay, Boquerón:
Presidente Hayes:
Concepción:
Amambay:
San Pedro:
Canindeyú:
Asunción:
Central:
Cordillera, Caaguazú:
Alto Paraná:
Paraguarí, Guairá:
Caazapá:
Ñeembucú, Misiones, Itapúa:
Weitere Zugriffspunkte werden erwartet. Wie immer bei solchen Projekten, treffen die Interessen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen aufeinander. Während die eine Seite den Ausbau freier Telekommunikationsmöglichkeiten begrüßt, verdammt ihn die andere Seite kategorisch, da dadurch noch weniger Bandbreite für zahlende Kunden übrigbleibt. Vielleicht kann man einen goldenen Mittelweg finden?
Solange die gesamte Bandbreite durch die offenen WLANs nicht 1 GBaud übersteigt, soll man weiter ausbauen. 1 GBaud ist für ganz Paraguay gerechnet doch harmlos. Andererseits fördert man damit die gesellschaftliche Entwicklung durch Heranführen an moderne Netztechnologien. Übrigens, für die, die keine gute Vorstellung davon haben, wieviel Bandbreite das ist: Es entspricht etwa der Vollauslastung von 500 Haushalten – und 500 Haushalte sind selbst für Gran Asunción alleine gerechnet ebenfalls harmlos.
12.10.2015 Um dem „verwöhnten“ Europäer zu zeigen, was eine Internet‐Verbindung in Paraguay bedeutet, sei nur einmal eine Reihe von Pings durchgeführt und hier wiedergegeben. Es handelt sich dabei um eine Verbindung per Tagestarif von Tigo mit einem USB‐2.0‐Surf‐Stick und von Independencia aus:
$ ping xn--wp-gka.de
PING xn--wp-gka.de (195.78.76.240) 56(84) bytes of data.
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=1 ttl=46 time=1279 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=2 ttl=46 time=6583 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=3 ttl=46 time=5909 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=6 ttl=46 time=3025 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=4 ttl=46 time=5381 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=5 ttl=46 time=4573 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=7 ttl=46 time=5377 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=8 ttl=46 time=4670 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=9 ttl=46 time=6699 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=15 ttl=46 time=4427 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=19 ttl=46 time=403 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=17 ttl=46 time=2419 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=14 ttl=46 time=5435 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=16 ttl=46 time=3427 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=18 ttl=46 time=1421 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=13 ttl=46 time=6452 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=20 ttl=46 time=361 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=21 ttl=46 time=361 ms
64 bytes from server240.star-server.info (195.78.76.240): icmp_seq=22 ttl=46 time=360 ms
^C
--- xn--wp-gka.de ping statistics ---
23 packets transmitted, 19 received, 17% packet loss, time 29170ms
rtt min/avg/max/mdev = 360.459/3609.001/6699.942/2271.476 ms, pipe 7
Wie das geübte Auge deutlich erkennen kann, handelt es sich um eine grottenschlechte Verbindung mit zahlreichen Paketverlusten und Pingzeiten teilweise über 5s! Zum Vergleich: In Deutschland und überhaupt fast ganz Westeuropa haben wir Pingzeiten im Bereich von 30, 40, 50 ms! Außerdem verzögern sich die einzelnen Pakete so erheblich unterschiedlich, daß die Reihenfolge des Eintreffens dieser Pakete durcheinandergeraten ist!
Jetzt wird dem ungläubig Staunenden auch klar, warum mit solchen Internet‐Verbindungen (die in Independencia absoluter Standard sind!), Seiten nicht erreichbar sind, mehrfach aufgerufen werden müssen, Übertragungen einzelner Dateien innerhalb der Seiten wie Bilder oder JavaScripts im Nirvana verschwinden und zeitweise das gesamte Netz zusammenbricht. Letzteres sieht dann so aus, als sei das persönliche Volumen aufgebraucht, obwohl man Stunden später dann doch wieder im Netz stehsegeln kann.
Apopo Tarife: Die sind ein Graus! Dies sind kombinierte Zeit‐ und Volumentarife. Je nachdem, was zuerst aufgebraucht ist, bricht die Verbindung hier ab. Wehe, das passiert mitten in der Systemaktualisierung, denn die zuvor heruntergeladenen 200 MB der Daten sind dann Schrott und werden mitunter verworfen, weshalb Zeit und Geld zum Fenster rausgeworfen sind.
Ist es denn im Jahre 2015 wirklich noch vertretbar, sich mit einer solchen miesen Funkverbindung ins Netz herumärgern zu müssen? Brasilien, Argentinien und Uruguay haben doch inzwischen auch schon halbwegs funktionierende Internet‐Zugänge. Warum muß auch hier wieder Paraguay das Schlußlicht bilden?
Viel günstiger wäre natürlich eine Flat‐Rate‐Leitung, bei der man nur monatliche Zahlungen im Nachhinein hat – also das absolut normale Geschäftsmodell, wie man es aus Europa kennt. Hier nennt sich das schlicht pospago oder postpago. Die COPACO bietet diese Leitung auch an. Bestellt man eine 2 MBd‐Leitung (mit dieser Geschwindigkeit in beiden Richtungen), wird die Leitung nach mehrfach geplatzten Terminen sogar gelegt. Heraus kommt allerdings eine Leitung mit 996 kBd in Sende‐ und 2508 kBd in Empfangsrichtung. Die Senderichtung ist zu dünn und habe ich so nicht bestellt. So konnte der Techniker das Modem (das übrigens extra bezahlt werden muß) gleich wieder mitnehmen und in der Zentrale eine Klärung des Auftrags veranlassen. Nur: Aus der Klärung wurde bis heute nichts. Nachlesen kann man sich die Posse übrigens unter COPACO, Paraguay.
Was Funkverbindungen über das Mobiltelefonnetz (HSDPA/HSUPA) angeht, sind Tigo, Personal und Claro die drei großen Platzhirsche in Paraguay. Tigo zumindest bringt keine stabile Verbindung zustande (die anderen Anbieter teste ich bei Gelegenheit) und alle drei Anbieter kennen keine kundenfreundlichen Tarife. Tja, hier müssen die Absahner ’mal Kritik einstecken. Die COPACO‐Tochter VOX, die die Mobiltelefonie für ihren Mutterkonzern betreibt, wird von etlichen Privatleuten auf Facebook geradezu in den Himmel gelobt. Ob da wirklich ’was dran ist?
Abb. 1: Frequenzaufteilung der verschiedenen ADSL‐Normen
POTS / bei Annex B: ISDN
Schutzband
ADSL Upstream
ADSL Downstream
Die COPACO deckt also viel eher den aus Europa gewohnten ADSL‐Zugang ab. Während Deutschland das einzige Land ohne Annex A ist und wegen ISDN fast nur Annex B anbietet, wird in Paraguay meinen Erfahrungen nach bislang nur Annex A verwendet. Mit dem von mir bestellten Annex J oder M konnte man wohl nichts anfangen. Otto Normali muß das nicht wissen, Telekommunikationstechniker aber sehr wohl!
Überhaupt scheinen alle diese Firmen so rein gar nichts darüber zu wissen, was ihr Metier angeht. Folglich sollte sich die Telekommunikationsbehörde CONATEL erstmal auf den Hosenboden setzen, sich selbst Grundlagenwissen verschaffen und dann ein Papier herausgeben, womit alle Telekommunikationsfirmen im Land angewiesen werden, sich nach Vorgabe oder Anregung durch das Papier auf mindestens denselben Stand zu bringen. Damit meine ich nicht, daß es da einen geisterhaften Mitarbeiter gibt, der sich gut auskennt, sondern daß alle im Verkauf und an den Montagen beteiligten Mitarbeiter diese Grundkenntnisse auch einzeln nachweisen müssen.
Erst, wenn die TK‐Unternehmen im Land – und das gilt für jedes Land! – Ahnung von der eigenen Materie haben, kann dem Kunden auch die richtige Anbindung für seinen speziellen Fall verkauft werden. Auch kann nur dann eine sinnvolle Vorauswahl der zu unterstützenden Standards oder Festlegung auf einen einzigen Standard im ganzen Land erfolgen. Was VDSL ist, wußten 2010 selbst Telefonverkäuferinnen der T‐Offline in Dummland nicht (da verkaufte der rosa Riese VDSL schon jahrelang!) und hauten grundsätzlich Upstream und Downstream, Bits und Bytes durcheinander!
Weil sich aber in Paraguay wieder einmal niemand für irgendetwas verantwortlich fühlt, müssen kleine Leute wie ich ’ran und Fakten zusammentragen. Erst damit wird dem Normalnutzer ein Einblick in die komplexe Welt der TK‐Technologien gewährt, was technologisch, was technisch, was sozial und finanziell möglich ist.
Damit bietet sich im Falle von ADSL2+ und Annex M eine nutzerfreundliche ADSL‐Variante an, die eine große Bandbreite von bis zu 3,5 MBd (Upstream) und 24 MBd (Downstream) bietet und immer noch POTS ermöglicht. Selbst auf 5 km Entfernung vom DSLAM dürften noch 2 MBd und 5 MBd übrigbleiben, was auch für ambitionierte private Projekte ausreichen dürfte und meistens sogar für kleine Firmen.
Will man mehr Bandbreite, sodaß sie auch für IPTV ausreicht, kommt man wahrscheinlich nicht um VDSL herum. Um den Normenwirrwarr zu reduzieren, sollte man nur VDSL2 in Betracht ziehen oder gleich Kupfer seinlassen und auf Glasfaser setzen.
Für Firmenkunden ist SDSL wesentlich günstiger zu implementieren, da von vorn herein gleich große Bandbreiten in beiden Richtungen bestehen. Es läßt sich ADSL zwar symmetrisch und SDSL auch asymmetrisch betreiben, doch kann man dann nicht von den Vorteilen der jeweiligen Technologie profitieren. Firmen betreiben üblicherweise einen eigenen Server. Da dieser mehr Daten hinausschickt, als er empfängt, sind Normalnutzer‐Anbindungen genau verkehrt herum in der Verteilung der Datenraten ausgelegt.
Völlig unabhängig von der Datenrate oder ihrer Verteilung brauchen Firmen zum Betrieb ihrer Server auch eine feste IP‐Adresse. Immerhin muß diese vom Nutzer über DNS ja zu ermitteln sein. Normalnutzer‐Leitungen haben leider üblicherweise eine Zwangstrennung nach 24 Stunden und eine Neuzuteilung der IP‐Adresse. Die feste IP‐Adresse muß also beim Diensteanbieter hinzugebucht werden. Leider führt der erbärmlich miserable Kenntnisstand der dort Beschäftigten zur falschen Annahme, bei ADSL sei die feste IP‐Adresse unmöglich.
VDSL2 ist der logische Nachfolger von ADSL2+ und immer noch auf Kupfer basierend. Es werden verschiedene Frequenzbelegungspläne („Bandplan“) verwendet. Oft kommt die Variante 8b zum Einsatz, die zwar eine der geringsten Bandbreiten erlaubt, aber mit 20,5 dBm Leistung (2,521 Veff) ordentlich ’rausbläst und damit hohe Reichweiten und hohe Bandbreitenkonstanz aufweist. Die maximale Gesamtdatenrate beträgt 50 MBd und erreicht in 1,5 km Entfernung zum DSLAM noch ADSL2+-Standard.
Damit haben wir in Deutschland aus historischen Gründen und selbst bei Reduzierung auf möglichst wenige Varianten noch immer sechs verschiedene kupfergebundene Standards: ADSL1, ADSL2, ADSL2+, SDSL, VDSL1, VDSL2. Zudem darf man sich mit Annex B und J, mit Bandplänen usw. herumärgern. Wer soll sich denn da noch auskennen? Otto Normali winkt da doch längst schon ab! Wie so oft, gibt es auch hier eine Alternative: Die Glasfaser.
Für glasfasergebundene Datenübertragungen haben sich je nach Entstehungsort verschiedene Bezeichnungen herausgebildet. Weltweit am bekanntesten dürften die T1‐ und T3‐Leitungen sein mit ihrem Ursprung VSA. In Europa ist die E1‐Leitung eine für Privatleute und sehr kleine Firmen völlig ausreichende Glasfaseranbindung mit 2048 kBd Brutto‐ und 1920 kBd Nettodatenrate. Dies bedeutet die 32fache ISDN‐Geschwindigkeit und durch Zeitmultiplex 960 kBd in jeder Richtung. Will man mehr Geschwindigkeit, läßt sich eine der T3‐Leitung äquivalente Leitung buchen und soviele ganzzahlige Vielfache der E1‐Leistung nutzen, wie man braucht. Dadurch kann man den praktischen Aufwand recht feingliedrig dem tatsächlichen Bandbreitenbedarf anpassen.
Will man nun den Wust an Normen und Systemen reduzieren, kommt man automatisch zu einer ADSL2+‐Leitung mit Annex M für Privatanwender und E3‐Glasfaser mit 1–17× E1‐Geschwindigkeit für Firmen. Durch Festlegung auf nur zwei Standards und entsprechend größer zu kaufende Kontingente der benötigten Technik (DSLAM, Leitungen, Modems inkl. Router) wird jeder der beiden Standards günstig zu beschaffen sein.
Firmen mit noch erheblich größerem Datendurchsatz wie Video‐Hoster oder Server‐Farmen benötigen dann eine oder mehrere E4‐ oder E5‐Leitungen. Diese haben eine Bruttodatenrate von 139,264 und 564,992 MBd. Da bleibt dann wirklich kein Auge mehr trocken, denn eine komplette DL‐DVD mit 7,916 GB würde bei einer T5‐Leitung in ca. 2¼ Minuten kopiert werden können. Zum Vergleich: E5 entspricht grob dem 2½fachen Datendurchsatz von PATA‐Festplatten oder immerhin noch 13 % des Durchsatzes von modernen SATA‐SSDs an SATA‐3‐Anschlüssen. Daß diese wenigen Firmen dann keine Standardlösung mehr erhalten können, liegt auf der Hand. Übrigens handelt es sich dabei um Datenraten aus der PDH und seit etlichen Jahren bereits wird auf SDH umgestellt, was ähnliche und höhere Datenraten bietet.
Desweiteren muß den Komikern von der COPACO endlich klargemacht werden, daß die Kabel in Leerrohren verlegt gehören, die sauber auf der Hauswand zu befestigen sind. Was die paraguayische Sonneneinstrahlung und ihrem hohen UV‐Anteil mit der Kabelisolierung macht, kann man sich auch an jedem beliebigen anderen Gegenstand aus Kunststoff ansehen: Bröselei. Eindringende Feuchtigkeit verändert die S11‐Werte der Kupferleitung drastisch und der Kunde darf dann raten, warum seine Bandbreite einbricht. Der herbeigerufene „Kundendienst“ weiß (derzeit) noch viel weniger um solche Tatsachen als die Kundschaft und steht nur im Weg herum. Der Kunde wird also die z. B. 200.000 Guaranies (2015: ca. 33,– €) für Leerrohre und Befestigungsmaterial gerne zahlen, wenn ihm erst einmal klar wird, daß er damit seine Investition schützt.
Nun gilt es, diese Erkenntnisse der CONATEL klarzumachen. Leider sind meine Spanischkenntnisse noch bei weitem nicht gut genug, um all diese Details zu vermitteln. Selbst, wenn sie es wären – wer bin ich schon, der Telekommunikationsbehörde eines Staates meine geistigen Ergüsse auf’s Auge zu drücken? Wenn diese Leute also nur etwas Interesse daran haben, mehr über die moderne Technologie zu erfahren, steht es ihnen frei, sich an mich zu wenden. In diesem Fall wird sich bestimmt auch ein technologisch halbwegs versierter Übersetzer finden.
16.10.2015 Für die Neuankömmlinge, die sich gern selbst informieren, stellt Paraguay ein massives Problem dar. Hier weiß z. B. jeder, daß Geschäft A die Artikel B und C führt, in der und der Straße sitzt – und dann geht man halt „zu Karin“ oder „zu Klaudia“. Der Neue weiß das logischerweise nicht. Hat die Firma eine eigene Netzpräsenz (kommt immer mehr in Mode, aber deren Qualität ist sowohl technologisch als auch informationell der blanke Hohn), so wird der eigene Firmensitz entweder nicht oder oft genug falsch dargestellt. Damit „ist man genau so schlau als wie zuvor“.
So etwas wie die „Gelben Seiten“ gibt es regional nicht. Demzufolge halte ich es für ratsam, die wichtigsten der hier erreichbaren Telekommunikationsfirmen näher zu beleuchten.
Firma | Netzanbindung | Firmensitz in Independencia | Netzpräsenz | zuletzt geprüft |
---|---|---|---|---|
COPACO | ADSL, ITU‐T G.992.1 Annex A | Senke zwischen Huber und Fichter | https://www.copaco.com.py/ | 2015‐10‐16, Verkäufer und Techniker inkompetent, Kundendienstfall im Sand verlaufen. |
Tigo | UMTS | keiner, aber viele Vermarkter, z. B. Franzi | https://www.tigo.com.py/ | 2015‐10‐16, keine Antwort auf eBrief. |
Personal | UMTS | keiner | https://www.personal.com.py/ | Nie, nutzlose Antwort auf eBrief. |
Claro | UMTS | keiner | http://www.claro.com.py/ | Nie, nutzlose Antwort auf eBrief. |
VOX | UMTS | Senke zwischen Huber und Fichter, im COPACO‐Gebäude | https://www.vox.com.py/ | Nie. |
I‐Net | WiMAX, IEEE 802.16 | angeblich nahe COPACO, wahrscheinlich Melgarejo, Ortseingang Ost I | http://24‐i.net/ | Keine Info auf der Netzpräsenz zum neuen Firmensitz! Kontaktformular funktioniert nicht. Keine Antwort auf eBriefe. MTA funktioniert nicht. Der Betreiber Bernardo Vetter ist offenbar völlig überfordert. |
Go!Internet | WiMAX, IEEE 802.16 | keiner, erst in Villarrica (Colon Ecke Coronel Bogado) | http://gointernet.webnode.es/ | Nie, keine Antwort auf eBrief. |
Wie wir sehen, handelt es sich um Dauerschläfer und Koofmichs. Niemand ist per ePost wirklich erreichbar. Telefonisch tätig werden kann ich derzeit auch nicht, da mein 4‐Band‐Mobiltelefon in Paraguay nicht funktioniert. In diesem rückschrittlichen Land muß man sogar noch einen Spezial‐Codec oder was auch immer installieren, um die Technik nutzen zu können, die überall sonst auf der Welt gut funktioniert!
Hierzulande muß man starke Nerven haben, um nur halbwegs mit den Diensteanbietern klarzukommen. Ist ja nicht so, daß man die Dienste schnorren wollte. Ich verlange sicherlich nichts Abwegiges. Ein Gewerbetreibender muß aber wenigstens erreichbar sein.
Quellennachweis: kranker PC von 123gif.de unter dem Namen „medizin‐0074.gif“, Annex‐Typen von Wikipedia.