Komparativitis – oder: wir steigern das Pferd von hinten auf

falsche Steigerungrichtige SteigerungBemerkung
naheliegender, gutgehender, hochtourigernäherliegend, bessergehend, höhertourignoch mehr liegen als liegen geht nicht, resp. ge­hend und tourig
reibungsloserreibungsärmerfalsches Ad­jek­tiv gewählt
minderwertiger
Komparativ mit Gewalt von hin­ten weitergesteigert, ohne min­dest­wer­tig zu erreichen
einzigst, röter, neuwertiger, dreieckiger, nichtssagender
nicht steigerbar!
meist starkenstärkstentendiert zu mei­stens starken oder zumeist starken, also gelegentlich schwachen

Tab. 1: Oft begangene Abscheulichkeiten, wie man sie von muttersprachlich stark geschonten Zeitgenossen leider immer wieder erleben muß.

An der Vase sieht man gute Verarbeitungsqualität. Die daneben ist noch …

Was? Besser verarbeitet, hochwertiger? Hilfe! Warum denn nur den zweiten Teil des zusammengesetzten Adjektivs mit Gewalt verbiegen, was viel leichter mit dem ersten Teil geht? Höherwertig, jawoll! Das nennt man Komparativ. Jetzt steigern wir noch weiter und kommen zum Superlativ: hochwertigst oder höchstwertig? Die Antwort sollte nun klar sein.

Grundsätzlich falsch ist es, zusammengesetzte Adjektive von vorn und von hinten zu steigern. Das einzige, was man mit weitergehenderer ausdrücken kann, ist sein fehlendes Sprachgefühl.

Bastian Sick, der „Zwiebelfisch“, hat im Kapitel Brutalstmöglichst gesteigerter Superlativissimus seines Buches Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod sehr eindrücklich und dabei unterhaltsam mitgeteilt, zu welch haarsträubenden Auswüchsen eine Gesellschaft neigt, deren Sprachbewußtsein mehr und mehr verflacht. Hier ist hauptsächlich die Werbebranche gemeint, aber auch in Politikerreden hält diese Unsitte immer mehr Einzug. Überhaupt scheint die richtige Steigerung schwieriger zu sein.

Als weitere Möglichkeit, falsche Vergleiche durch die Verwechslung von als und wie zu ziehen, siehe Falsche Redewendungen.

Literatur zu diesem Thema:


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